Sammlung "Kulturerbe" im Kranichhaus
Marschenkultur
Seit 1964 dient das Kranichhaus als Museum. Kern der Ausstellung ist eine Jahrzehnte zuvor begonnene Sammlung von Objekten zur Kultur der Marschen, mit der die Gründerväter des Museums das Haus als eine Art Stillleben einrichteten, so „als seien seine Bewohner nur ausgegangen“. Diese Idee wurde in Bezug auf Ausstellung und Sammlungstätigkeit geschärft und erweitert, so dass heute im Kranichhaus nur Objekte aus der vorindustriellen Zeit zu sehen sind, die im Lande Hadeln erzeugt oder verwendet wurden. Prominenteste Beispiele hierfür sind eine spätgotische Frontstollentruhe, die zu den ältesten Profanmöbeln des Elbe-Weser-Raums zählt, und eine Lade der Otterndorfer Schützengilde aus der Zeit um 1630. Ein Stimmungsbild der Marschengesellschaft um 1700 gibt eine großformatig in Öl gemalte Marktszenerie des Nachbarortes Altenbruch. Von weit überregionalem Rang ist demgegenüber eine allegorische Plastik von Albert Wolff, einem Schüler Christian Daniel Rauchs. Die ‚Unschuld`, Wolffs Erstlingswerk in Marmor von 1837, zählte einst zum Kunstschatz eines reichen Hadler Marschenhofs. Aus etwa derselben Zeit stammen mehrere Scherenschnitte, die das Familienleben des Biedermeier illustrieren.
Otterndorfer Silber
Die fruchtbaren Marschböden führten die großbäuerlichen Familien des Landes Hadeln zu hohem Wohlstand. Die Erzeugnisse der 48 bisher bekannten Otterndorfer Goldschmiedemeister aus der Zeit zwischen 1550 und 1900 belegen diesen Wohlstand und verleihen der Silberprovenienz Otterndorf bis heute einen ausgezeichneten Ruf. Der Bestand an Tafel- und Korpussilber wurde durch Ankäufe, Vermächtnisse und Leihgaben (teilweise aus jahrhundertealtem Familienbesitz) so vermehrt, dass das Kranichhaus heute eine der bedeutendsten Silbersammlungen Norddeutschlands bewahrt.
Regionale Landschaftsmalerei
Wegen seines weiten Himmels und der Ursprünglichkeit seiner ländlich-kleinstädtischen Motive war das Land an der Elbmündung vom Ausgang des 19. Jahrhunderts bis in die 1930er Jahre ein Anziehungspunkt akademischer Maler. Anfangs waren es Schüler der Karlsruher Akademie, die im Gefolge ihrer Professoren das Fischerdorf Duhnen (heute Stadtteil Cuxhavens) aufsuchten. Dann entdeckten sie neben der Heide bei Altenwalde auch die elbaufwärts gelegenen Orte Altenbruch, Otterndorf und Neuhaus/Oste. Bald kamen auch Studenten und Absolventen anderer Akademien, um für einige Wochen im Jahr ihren Studien nachzugehen. Den Ergebnissen dieser Malaufenthalte wird ein eigener Ausstellungsbereich gewidmet, der dem Kranichhaus neben dem Otterndorfer Silber Glanz verleiht.
Malerei