
Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International (CC BY-NC-ND 4.0)
Rechteinhaber: Städtisches Museum Braunschweig
Männlicher Akt (Selbstbildnis) I
Allgemein
- Kategorie:
- Grafik
- Creation date:
- 1912
- Material / Technik:
- Papier
Lithographie
- Scope:
- Höhe: 420 mm (Platte)
Breite: 306 mm (Platte)
Höhe: 448 mm (Blatt)
Breite: 399 mm (Blatt)
Inhalt
- Information:
- Ein junger Mann, vollkommen entblößt, als Dreiviertelfigur gezeigt, blickt uns mit leicht nach links gedrehtem Kopf an. Die linke Schulter hat er hochgezogen. Es handelt sich um Egon Schiele im Alter von 22 Jahren. Mit der Darstellung des Aktes – mehr noch, mit der des Selbstbildnisses – beschäftigte sich Schiele Zeit seines Lebens und behandelte es in „fast manischer Weise“. Um 1910 wandte er sich vom Wiener Jugendstil und seinem Vorbild Gustav Klimt ab und revolutionierte mit seinen radikalen Aktdarstellungen alle bis dahin bekannten Bildformen.
Die hier gezeigte Lithographie entwarf er für die Mappe der Münchner Künstlervereinigung „Sema“, in der sie 1912 als Zwölfte von insgesamt fünfzehn „Original-Steinzeichnungen“ im Delphin-Verlag erschien. Mit Pinsel und Feder umriss er die Konturen des eigenen Körpers zunächst als Zeichnung auf Umdruck-Papier. Diese ließ er später auf Stein übertragen und als Lithographie veröffentlichen. Besonders charakteristisch sind der magere, ausgezehrte Körper und die enorme Plastizität der Darstellung, die durch den mit Pinsel in schwarzer Farbe entstandenen Hintergrund an ausgewählten Stellen, wie beispielsweise hinter dem Nacken auf der rechten Seite, unter den Armen oder um die Hüfte herum, evoziert werden. Dadurch gewinnt der Betrachter den Eindruck, es handle sich um den Torso einer Skulptur. Die Darstellung mag auch deshalb so provokant erscheinen, weil man bei der Darstellung an einen gekreuzigten Christus denken könnte, den Schiele hier in Form seines Selbstbildnisses als Akt neu interpretiert.
Ursprünglich hatte der Künstler eine zweite Zeichnung als Vorlage für eine Umdruck-Lithographie angefertigt (Kallir 1990, G 2), nachdem er von der Künstlervereinigung „Sema“ um einen Beitrag gebeten worden war. Er entschied sich allerdings dazu, die hier gezeigte Arbeit in der Mappe zu veröffentlichen, da er sie wohl für künstlerisch virtuoser und in der Ausführung gelungener befand.
Ikonographisch betrachtet, steht Schiele bei der Darstellung des Selbstbildnisses als Akt mit Albrecht Dürer in einer Tradition. Hier ließe sich vor allem das um 1509 geschaffene Selbstbildnis aus Weimar als Referenzwerk nennen (Albrecht Dürer, Selbstbildnis als Akt, undatiert, um 1509, Pinsel in Schwarz, Grau und Weiß, auf grün grundiertem Papier, 294 x 155 mm, Klassik Stiftung Weimar, Graphische Sammlungen, Inv. Nr. KK 106). Dürer nutzte für die Wirkung seines eigenen Bildnisses den grünen Untergrund des Papiers und färbte einige Partien des Hintergrundes mit schwarzer Farbe, um die Plastizität des eigenen Selbst stärker herauszuarbeiten. Im Gegensatz zu der Lithographie Schieles ist die Muskulatur allerdings stärker herausgearbeitet und zusätzlich mit weißer Kreide gehöht. (Lars Berg)
Aufschrift:
Signiert, unten links, mit Bleistift: „EGON / SCHIELE / 1912“;
Inschrift:
Bezeichnet, im Stein, unten rechts: "EGON / SCHIELE / 1912"; unten links: Signet der Münchner Künstlervereinigung „SEMA“
Beschrieben in:
Nebehay, Christian Michael, Egon Schiele. Von der Skizze zum Bild, Wien / München 1994, S. 42, Abb. 30.
Literatur in Zusammenhang:
Schwarz, Heinrich, Schiele, Dürer and the Mirror, in: The Art Quarterly 30 (1967), S. 210-223.
Literatur in Zusammenhang:
Schwarz, Heinrich, Die graphischen Werke von Egon Schiele, in: Philobiblon 5 (1961), H 1, S. 50-69.
Beschrieben in:
Söhn HDO 355-12
Beschrieben in:
O. Kallir, „Egon Schiele ; Das druckgraphische Werk“. [Wien, Hamburg:] Zsolnay, 1970. (Kat.-Nr. 1 b 1 (von b 2).)
Literatur in Zusammenhang:
„Das Selbstporträt im Zeitalter der Photographie : Maler u. Photographen im Dialog mit sich selbst = L 'autoportrait à l'âge de la photographie. L' autoportrait à l'âge de la photographie“. Benteli, Bern, 1985. (S. 265, Abb. 352.)
Veröffentlicht in:
R. Schmücking, „Neuerwerbungen der Stadt Braunschweig Graphik ; Ausstellung im Kunstverein Braunschweig vom 4. Mai - 17. Juni 1966 ; [Ausstellungskatalog]“. Kunstverein, Braunschweig, 1966. (Kat. Nr. 97.)
Beschrieben in:
J. Kallir, „Egon Schiele: the complete works : including a biography and a catalogue raisonné“. Abrams [u.a.], New York, 1990. (Graphics Nr. 1.)
Veröffentlicht in:
L. Berg und P. Joch, „Von Rembrandt bis Baselitz Meisterwerke der Druckgraphik : aus der Sammlung des Städtischen Museums Braunschweig“. Michael Imhof Verlag, Petersberg, 2020. (S. 103, Kat.-Nr. 28; S. 102 (Abb.).)
- Keyword:
- Grafik, Fotografie > Druckgrafik > Flachdruck > Lithografie
Zeichnung/Grafik
Weitere Informationen
Administrative Daten
- Link zur Seite:
- https://ku-ni.de/record_kuniweb_419960
- Lizenz der Metadaten:
- kein Copyright / Public domain (CC0 1.0)
- Lizenz der Digitalisate:
- Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International (CC BY-NC-ND 4.0)