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Rechteinhaber: Filminstitut Hannover
Das Gesicht einer Stadt
Allgemein
- Kategorie:
- Film und Ton
- Persons:
- August Koch
Döring-Film-Werke
Wolfgang Zettl
- Creation date:
- 1932
- Entstehungsort:
- Hannover
- Material / Technik:
- 35 mm, s/w, stumm
- Scope:
- 35 Minuten
Inhalt
- Information:
- Der Film „Das Gesicht einer Stadt“ ist der bedeutendste Hannover-Film aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Der besondere Charakter des Films liegt darin, dass er einerseits ein für seine Zeit moderner und technisch sehr gut gemachter Lehrfilm ist über die Entstehung und Entwicklung einer Stadt vom Mittelalter bis in die damalige Gegenwart. Historische Stadtpläne, durch Überblendungen und Trickaufnahmen lebendig gemacht, werden kombiniert mit Ansichten historischer Straßenzüge und Bauwerke, so dass der Betrachter das Wachsen und den sich verändernden Charakter der Stadt miterlebt. Andererseits ist „Gesicht einer Stadt“ ein moderner Imagefilm aus den 1930er Jahren. Die verschiedenen Wirtschafts- und Lebensbereiche der Stadt werden attraktiv ins Bild gesetzt: ausgehend von einer geografisch günstigen Lage und vielfältigen Verkehrsanbindungen, über einen modernen Wohnungsbau, ein reges Wirtschaftsleben, eine pulsierende Innenstadt bis zu Sport-, Freizeit- und Kultureinrichtungen. Eine besondere Bedeutung hat der Film heute, weil er ein umfassendes Bild der Stadt Hannover vor den Zerstörungen des 2. Weltkrieges zeigt.
Bearbeitung und Neuherausgabe des Films auf DVD durch die Gesellschaft für Filmstudien e.V. im Kulturarchiv an der Hochschule Hannover 2011 / Musik: Wolfgang Zettl
Die konkreten Planungen zu diesem Film begannen im Frühjahr 1931 und gingen von der Produktionsfirma Döring-Film-Werke aus. Diese Firma war 1921 von Johann Friedrich Döring in Hannover, Goethestraße 3, gegründet worden. In den folgenden Jahren expandierte die Filmfirma schnell, eröffnete weitere Arbeitsstätten in der Lange Laube und in der Hüttenstraße in Hannover-Hainholz. Ende des Jahrzehnts konnten sich die Döring-Film-Werke „Deutschlands größtes Spezialwerk für Kultur-, Lehr- und Werbefilme“ nennen. Bis zu ihrem Umzug nach Berlin im Jahre 1934 produzierte die Firma weit über 100 Filme, von denen allerdings die wenigsten erhalten sind.
Am 1. April 1931 trat Döring an die hannoversche Stadtverwaltung heran mit der Idee, einen modernen Stadtfilm über Hannover zu drehen, mit dem die Stadt sich vorteilhaft präsentieren könne. Das konkrete Angebot von Döring umfasste zunächst einen etwa 15-minütigen Film im 35mm-Format mit mehreren Kopien und mit „tönendem Text“ (der Tonfilm setzte sich immer mehr durch, war aber auch deutlich teurer). Die Kosten sollten sich auf ca. 9.000 Reichsmark belaufen. Neben der Präsentation des Films in Kinos sowie in Bildungsveranstaltungen stellte Döring eine Aufführung auf den Passagierdampfern des Norddeutschen Lloyd in Aussicht, zu dem die Filmfirma gute Kontakte hatte. Der Magistrat stimmte dem Vorschlag und einer entsprechenden Finanzierung im Wesentlichen zu und setzte eine Kommission zur Überprüfung des Manuskriptes ein. In Auftrag gegeben wurde allerdings ein Stummfilm mit Zwischentiteln.
Die Filmaufnahmen fanden dann in der Zeit von Mai 1931 bis Ende des Jahres statt, anschließend wurden noch einige Trickaufnahmen gedreht, um die Ausdehnung des Stadtgebietes in einzelnen historischen Zeitabschnitten darzustellen. Im Februar 1932 teilte Döring der Stadtverwaltung mit, dass der Film in einer ersten Fassung nun fertig sei, allerdings sei er nun mit ca. 35 Minuten gut doppelt so lang geworden. Dadurch kam es zu einem Konflikt mit der Stadtverwaltung, da diese zum einen eine deutliche Kostensteigerung befürchtete, zum anderen eine Auswertung des Films in Kinos skeptisch sah, da die typische Vorfilm-Länge deutlich überschritten wäre. Nach einer ersten gemeinsamen Sichtung des Films am 20. Februar 1932 im UFA-Palast am Aegidientorplatz konnte Döring die Stadtverwaltung dann allerdings doch überzeugen. Er konnte ein Schreiben des Norddeutschen Lloyd aus Bremen vorweisen, der den Film „als wirklich der beste Städtefilm, der uns bislang vor Augen gekommen ist“ bezeichnete und eine Vorführung auf den Überseedampfern zusagte. Außerdem berichtete Döring von einem Angebot der Tobis-Melo-Film-GmbH in Berlin, den Film ohne weitere Kosten „tönend zu machen“, wenn ihr dafür das Vorführrecht in den kommerziellen Lichttheatern übertragen werde. Dadurch, dass zusätzlich die Menge der Filmkopien verringert wurde (statt 20 nun sechs 35mm-Kopien, davon je eine mit deutsch-englischen und deutsch-spanischen Zwischentiteln für die Überseedampfer sowie drei 16mm-Schmalfilmkopien), konnte der ursprüngliche Kostenrahmen eingehalten werden. Nach einigen kleinen Änderungen - ergänzt wurden unter anderem einige Industriebilder - wurde „Das Gesicht einer Stadt“ dann am 23. April 1932 im UFA-Palast am Aegi öffentlich uraufgeführt. Fortan lief der 35minütige Stummfilm mit Zwischentiteln erfolgreich in Hannover und auf verschiedenen Überseedampfern.
Im Zusammenhang des Zweiten Weltkrieges verlor sich zunächst die Spur von "Das Gesicht einer Stadt". Dann wurde Ende der 1970er Jahre im hannoverschen Rathaus eine stumme, arg verschrammte 16mm-Schmalfilmkopie mit deutschen Zwischentiteln des Films aufgefunden, die allerdings nicht den vollen Bildausschnitt zeigte und in der falschen Laufgeschwindigkeit kopiert worden war. Im Jahre 2006 entdeckte die Gesellschaft für Filmstudien e.V. (GFS) bei Recherchen im Bundesarchiv-Filmarchiv eine weitere Kopie des Originalfilms: eine gut erhaltene 35mm-Kopie, die im Staatlichen Filmarchiv der DDR Ende der 1960er Jahre von Nitrofilm auf Sicherheitsfilm umkopiert worden und nach der Wende ins Bundesarchiv-Filmarchiv gelangt war. Interessanterweise hat diese Kopie deutsch-spanische und in der zweiten Hälfte deutsch-englische Zwischentitel. Es handelt sich somit offensichtlich um eine Fassung des Films, die auf den Überseedampfern gelaufen ist. Ein Vergleich mit der überlieferten Zensurkarte des Films zeigt, dass die Fassung vollständig ist.
Nach erfolgreichen Vorgesprächen mit dem Bundesarchiv-Filmarchiv hat sich die GFS entschieden, von dieser Originalfassung auf eigene Kosten eine hochwertige HD-Abtastung anfertigen zu lassen und den Film für Vorführzwecke nutzbar zu machen, u.a. durch die Herausgabe des Films als DVD. Hierfür hat der Stummfilmkomponist Wolfgang Zettl eine begleitende Klaviermusik komponiert und eingespielt. Der DVD ist ein Begleitheft beigegeben, das ein ausführliches Protokoll des Films enthält. Dieses ist entsprechend den etwa 50 Zwischentiteln gegliedert, umfasst darüber hinaus viele inhaltliche Ortsbenennungen und ermöglicht so in Verbindung mit dem dargestellten timecode die Identifikation zahlreicher abgebildeter Orte im Film.
Weitere Informationen
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