Blattkachel
Allgemein
- Kategorie:
- Archäologie
- Creation date:
- Wohl 1560 bis 1580
- Fundort:
- Northeim (Niedersachsen)
- Material / Technik:
- Keramik
Keramische Techniken
- Scope:
- Höhe: 33,3 cm
Inhalt
- Information:
- Die Darstellung dieser Blattkachel ist zusammengesetzt aus zwei zeitgenössischen Illustrationen. Die Rahmung des Innenbildes zeigt zwei jeweils vor einem Pfeiler angesetzte Pilaster in Form von bärtigen Hermen mit einem Fruchtkorb auf dem Kopf. Die verschränkten Arme der Hermen halten ein herabhängendes Hüfttuch. Darunter befindet sich auf dem Unterteil des Pilasters achsensymmetrischer Bänderschmuck, welcher mit je einem Quast abschließt. Die gedoppelten(?) Kapitelle der Pfeiler sind einfach gehalten und wirken auf der Kachel etwas verwaschen. Die Archivolte (der Bogen) ist sehr schlicht und zeigt außer schmucklosen, glatten Friesen nur an der Innenkante ein Perlstabfries. Die Mitte der Archivolte ist durch eine Groteskenmaske ähnlich einem Löwenkopf akzentuiert. In den beiden oberen Eckzwickeln befinden sich zwei nackte Gestalten in unterschiedlicher Körperhaltung, jeweils mit Füllhorn in der einen Hand. Die linke Gestalt könnte durchaus weiblich, die rechte hingegen männlich sein.
Als Vorlage der Rahmung diente der Holzschnitt „Erasmus von Rotterdam vor dem Terminus“ von Hans Holbein dem Jüngeren aus dem Jahr 1535. Hans Holbein d. J. war 1497/98 als Sohn einer Augsburger Künstlerfamilie geboren und ist 1543 in London verstorben. Zwischen 1514 und 1532 war er mit einigen Unterbrechungen in Basel tätig und erwarb auch das Baseler Bürgerrecht. Hier arbeitete er auch als Buchillustrator für Hans Froben und illustrierte auch ein Buch des Erasmus von Rotterdam. Der im Terminus (Portal) stehende Erasmus (Desiderius) von Rotterdam (*1465/69 Rotterdam – †1536 Basel) war ein niederländischer Gelehrter, Humanist, Theologe, Philosoph und Autor.
Die Darstellung des Innenfeldes zeigt zwei männliche, zur Seite blickende Gestalten mit Gewändern und renaissancezeitlichen Beinkleidern sowie Degen. Beide halten einen langen Gegenstand in den Händen, welcher nur schwer als Fackel zu erkennen ist. Über den Köpfen befindet sich eine spiegelbildlich falsch wiedergegebene „2“. Als Vorlage diente der Stich mit der Nummer 2 und dem Titel „Zwei Fackelträger“ aus der Serie der Großen Hochzeitstänzer von 1538 des Heinrich Aldegrever. Heinrich Aldegrever, eigentlich Hinrik Trippenmaker, war ein 1502 in Paderborn geborener Kupferstecher und Maler. 1526/27 wurde er Bürger zu Soest, wo er 1555/61 auch verstarb.
Die Northeimer Kachel mit Holbein-Rahmen und Aldegrever Darstellung wurde in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, vielleicht in den 1560er bis 1580er Jahren, hergestellt und zierte, zusammen mit anderen ähnlichen Kacheln, einen Ofen im Haus Breite Straße 54 in Northeim. Höhe der Kachel 33,3 cm.
(Teuber / Just 2013, 47-48.)
Verwendungszweck:
Ofenkachel
Ausgrabungs- / Untersuchungsdatum: ca. 24. Oktober 1998
Veröffentlicht in:
S. Teuber, Das Haus Breite Straße 54 in Northeim. Teil II: Die Ofenkeramik. Northeimer Jahrbuch Jg. 78, 2013, 35-62.
Veröffentlicht in:
S. Teuber und Just, E., „Aus der Erde ins Museum : die archäologische Abteilung im Heimatmuseum Northeim“. Stadt Northeim, Northeim, 2013.
- Keyword:
- Kachel
Kachelofen
Ofenkachelform
Ofenzubehör/Herdzubehör
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