
Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0)
Rechteinhaber: Kreisarchäologie Rotenburg (Wümme)
Knochenflöte
Allgemein
- Kategorie:
- Archäologie
- Datierung:
- Frühe Neuzeit (16.-17. Jahrhundert)
- Fundort:
- Rotenburg (Wümme) (Niedersachsen)
- Material / Technik:
- Knochen
- Maße / Umfang:
- Länge: 105,2 mm
Inhalt
- Beschreibung:
- 1984 wurde im südöstlichen Bereich des historischen Rotenburger Ortskerns eine großflächige Baugrube für das Bürgerhaus am Pferdemarkt angelegt. Unter den zahlreichen mittelalterlichen und neuzeitlichen Funden fand sich auch diese kleine Knochenflöte. Es handelt sich bei diesem Fundstück um eine Längsflöte, die aus dem rechten Unterarmknochen eines Schafes oder einer Ziege gefertigt wurde. Die Speiche der kleinen Hauswiederkäuer ist im Querschnitt eine ovale Röhre, deren leicht gebogener Schaft auf der Vorderfläche konvex, auf der Hinterfläche jedoch annähernd plan ist. Sowohl die Größe als auch die anatomische Form des Knochens erscheinen ideal für den Bau einer Längsflöte, was die überregionale Bevorzugung dieses Knochenmaterials verdeutlicht. Am oberen Ende der Flöte befindet sich eine trapezförmige Öffnung für die Luftaustrittsspalte, der sogenannte Aufschnitt. An seiner unteren Kante, dem Labium, soll, beim Anblasen der Luftstrom geteilt und die Luftsäule im Rohr der Flöte zum Schwingen gebracht werden. Hier wird die ungenügende handwerkliche Fähigkeit des „Knochenschnitzers“ deutlich: es ist keine scharfe Kante entstanden. Ein kantiger Ausbruch der Knochenkompakta des Labiums dürfte den Ton der Flöte entscheidend beeinflusst haben, die Flöte war mehr oder weniger unbrauchbar. Erstaunlicherweise findet sich am unteren Ende noch ein rechteckiger Einschnitt, der in keinem Zusammenhang zur Funktion der Flöte steht. Feine Risslinien parallel zu den Längsseiten deuten darauf hin, dass beim Schnitzen der Öffnung starker Druck auf den Knochenschaft ausgeübt wurde. Hier sollte möglicherweise mit dem Schnitzmesser die Öffnung noch trapezförmig erweitert werden, um einen Aufschnitt mit dem Labium zu bilden. Warum die Flöte nicht fertiggestellt wurde, kann nach den vorliegenden Befunden nur vermutet werden: Das Labium wurde fehlerhaft ausgeführt. Hierunter versteht man den Teil der Flöte, der die Luftaustrittsspalte (Aufschnitt) nach oben und unten begrenzt und die Qualität des Tones entscheidend bestimmt. Durch die handwerklich fehlerhafte Ausführung wird die Tonqualität verschlechtert, vielleicht sogar das für die Tonerzeugung notwendige Vibrieren der Luftsäule verhindert. Möglicherweise wurde auch – als eine Fertigstellung der Flöte bereits verworfen wurde – zu „Übungszwecken“ eine weitere Anblasvorrichtung auf der Rückseite angebracht. Ebenso könnte die quadratische Öffnung am unteren Ende auf der Rückseite des Flötenkorpus aus diesen Gründen vorgenommen worden sein. (Grefen-Peters / Hesse 2004, Baier 03/2019)
Verwendungszweck:
Musikinstrument
Ausgrabungs- / Untersuchungsdatum: 1984
Literatur in Zusammenhang:
Grefen-Peters, Silke; Hesse, Stefan: Übung macht den Meister -eine Knochenflöte aus Rotenburg an der Wümme. In: Archäologie in Niedersachsen, Band 8, 2005.
Literatur in Zusammenhang:
Grefen-Peters, Silke; Hesse, Stefan: Eine Knochenflöte der frühen Neuzeit aus Rotenburg. In: Archäologische Berichte des Landkreises Rotenburg (Wümme), Band 11, 2004.
Beschrieben in:
S. Grefen-Peters und Hesse, S., „Eine Knochenflöte der frühen Neuzeit aus Rotenburg. Spurensicherung“. Isensee, Oldenburg, S. 345-353, 2004.
- Schlagwort:
- Flöte
Musik
Weitere Informationen
Administrative Daten
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