Judith-Krug
Allgemein
- Kategorie:
- Archäologie
- UrheberIn/BeteiligteR:
- Holofernes
Nebukadnezar <II., Babylonien, König>
- Datierung:
- 17. Jahrhundert
- Fundort:
- Rotenburg (Wümme) (Niedersachsen)
- Material / Technik:
- Keramik
- Maße / Umfang:
- Höhe: 14,29 cm
Durchmesser: 9,48 cm
Gewicht: 499,2 g
Inhalt
- Beschreibung:
- [...] Ein größeres Fragment eines Bierkruges aus dem Kannenbäckerland verdient besonders hervorgehoben zu werden: Der 'Rotenburger' Judith-Krug. Die Judith-Legende, ein in der Kunst immer wieder aufgegriffenes Motiv, geht zurück auf die Apokryphen, ein nur in der griechischen und lateinischen Übersetzung erhaltener Teil des Alten Testaments [Anm.: Bei den Katholiken und den Orthodoxen ist das Buch Judit Teil des Alten Testaments, in der protestantischen Lutherbibel wird es in die Apokryphen eingeordnet]. Zum Inhalt der Judith-Legende sei hier ausgeführt: Judith, die jüdische Heldin und junge Witwe eines gewissen Manesse in Betylua (bei Luther 'Bethulia'), rettet ihre von Holofernes, dem Feldherrn des Königs Nebukadnezar, belagerte (sonst unbekannte) Vaterstadt, indem sie ins feindliche Lager geht, den Feldherrn durch ihre Schönheit betört und ihm, als er trunken gemacht und eingeschlafen ist, mit seinem eigenen Schwert den Kopf abschlägt, worauf die Stadtbewohner das feindliche Heer in die Flucht schlagen.
Das Rotenburger Zylinderkrugfragment weist 5½ Rundbogenarkaden auf. Die Schrift über dem plastischen Auflagendekor ist nur noch teilweise erhalten und geht auf die Anfangsbuchstaben der entsprechenden Textstellen des Evangeliums zurück.
[...]
Die in der Mode und Bewaffnung des beginnenden 17. Jhs. dargestellten Gruppen von jeweils zwei bis drei Hauptpersonen zeigen folgende Szenen:
1. Nebukadnezar befiehlt Holofernes den Rachefeldzug,
2. Archior berichtet dem Holofernes über den Gott der Juden,
3. die Juden holen Archior nach Bethulia,
4. Judith zwischen Priester und Krieger,
5. der schlafende Holofernes im Zelt vor der Stadt,
6. Judith und Holofernes beim Gelage
Das Ende der Judith-Legende wird auf dem Krug nicht mehr gezeigt, dürfte aber dem gebildeten Zeitgenossen durchaus bekannt gewesen sein. Der Grund, weshalb sich gerade die Judith-Legende im beginnenden 17. Jh. so großer Beliebtheit erfreute und speziell für Rotenburg gar nciht besser hätte ersonnen werden können, liegt auf der Hand. Schon 1547 im Schmalkaldischen Krieg war das Wohngebiet auf der Stadtinsel auf Geheiß des protestantischen "Befreiers" und Heerführers, des Grafen Albrecht von Mansfeld, angezündet worden; die Bürger hatten den Schaden zu tragen. Im Dreißigjährigen Krieg wurden die Gebäude auf der Wohninsel gleich zweimal von feindlichen Landsknechten niedergebrannt. Die Bevölkerung mußte [sic] sich damit abfinden und versuchte, "durch gleichmäßige Verteilung der Lasten über die Nöte Herr zu werden" (Heyken, S. 194 ff.). Ob eine Rotenburger Judith Schlimmeres verhindern konnte, bleibt da zumindest zweifelhaft. (Deisting 1988, 31-32)
Aufschrift:
DEI(?)I : KO : [...] DE:LU:NS:S : [...] STR : D : PK Ø DI:STAT:BELEG : D : SCHLA
Ausgrabungs- / Untersuchungsdatum: 1983
Beschrieben in:
E. Deisting, „Eine Rotenburger Baugrube und ihre Scherben“, Rotenburger Schriften, Nr. 69. PD-Verl, Heidenau, S. 19-45, 1988.
- Schlagwort:
- Steinzeugkrug
Behältnis, Hülle > Behältnis > Gefäß > Krug
Trink- und Schankgeschirr
Weitere Informationen
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