Flügelaltar aus Geismar
Allgemein
- Kategorie:
- Skulptur
- Creation date:
- 1499
- Material / Technik:
- Farbfassung mit Blattvergoldung auf Kreidegrund auf Holz (Lindenholz? (Figuren), Kiefernholz? (Schrein)); Holzschnitzerei
- Scope:
- 122 cm hoch, 151 cm (Schrein) breit, 66 cm lang (Flügel)
Inhalt
- Information:
- Der Altar wurde von dem 1499 als Bürger in Göttingen aufgenommenen Bartold Kastrop für die alte Kirche in Geismar geschaffen. Den mittelalterlichen Bau, erstmals 1055 erwähnt, ersetzte man in den Jahren 1737-1743 durch einen barocken Neubau mit entsprechender Ausstattung, und das spätgotische Retabel wurde nicht mehr gebraucht. Nach Mithoff wurde es in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts hinter dem barocken Altar verwahrt, muss aber bald danach abgeräumt und auseinandergenommen worden sein. 1894 fand man es, in etwa 50 Stücke zerteilt, im Orgelgehäuse der Kirche. In diesem Zustand wurde es als Dauerleihgabe in das Städtische Museum übernommen. Die erforderliche Restaurierung, die eher als Wiederherstellung zu bezeichnen ist, wurde von Friedrich Grape durchgeführt.
Die alte, bei Restaurierungen 1895 und 1959 ergänzte und überarbeitete Fassung weist Fehlstellen auf. Restaurierung 1895: Ergänzung von fehlenden Rahmenteilen, Schleierwerk und Figuren (Kopf, Schulter und rechter Arm Christi, Kopf und Schultern des hl. Sebastian, Lanze und Schwert des Erzengels Michael, Krone der Maria und HI. Geist-Taube, Attribute der Heiligen). Restaurierung 1959 (Kurt Mannig): Kittungen, flächige, übermalende Retuschen. >In geschlossenem Zustand zeigen die Malereien, die offenbar im Umkreis des Hans von Geismar entstanden sind, auf dem linken Flügel die Verkündigung an Maria und auf dem rechten die Geburt Christi. Links kniet Maria in einem geschlossenen Raum mit Fliesenfußboden in Schwarz und Weiß, der links einen rundbogigen Zugang hat. In der Rückwand, vor der eine niedrige Bank steht, öffnet ein rundbogiges Fenster den Blick auf eine weite Seelandschaft. Auf einem stilisierten Wolkenband erscheint Gottvater und sendet goldene Strahlen aus, in denen die Taube des Heiligen Geistes auf Maria herabfährt. Ihr folgt das unbekleidete Kind, das als Hinweis auf Passion und Opfertod das Kreuz geschultert trägt. Der Erzengel Raphael ist in die Knie gesunken; er hält seine Rechte in der Gebärde des Sprechens und trägt in seiner Linken ein goldenes Szepter, um das sich das Spruchband mit seiner Anrede schlingt. Vorn rechts hat sich die vor einem Pult kniende Maria von der Lektüre des Propheten Jesaias, die auf das Erscheinen Christi vorausweist, halb umgedreht und senkt ihre Augen bei ihrer demütigen Antwort, die in dem ihr zugeordneten Schriftband erscheint. Der Engel trägt ein gelbes Untergewand und einen roten Mantel, Maria ist in ein blaues Untergewand gekleidet, über das der weiße Mantel in großen eckigen Falten fällt. Ähnliche Falten zeigt der weiße Mantel Mariae im Geburtsbild. Sie kniet - in Anbetung des Kindes, das - nach der Vision der heiligen Birgitta von Schweden - im Strahlenkranz auf dem bloßen Boden liegt; dahinter kniet Joseph in rotem Gewand. Rechts hinter Maria erhebt sich der ruinöse Stall, in welchem Ochse und Esel an einer Krippe und einer Futterraufe stehen. Eine Mauer schließt den Vordergrund ab; dahinter stehen zwei Hirten vor einer weiten Seelandschaft. Links hinter dem Haupt des heiligen Joseph weiden Schafe, und über ihnen verkünden die himmlischen Heerscharen die Geburt des Erlösers. Geöffnet zeigt das Retabel geschnitzte Figuren vor Goldgrund mit vegetabilischer Ornamentik und bunten Fransen. In der Mitte des Schreins findet sich die Gruppe der Marienkrönung; Gottvater und Christus sitzen auf einer Thronbank und halten die Krone über das Haupt der zwischen ihnen knienden Maria. In den seitlichen Feldern stehen links der Evangelist Johannes und rechts der Erzengel Michael; beide sind am Sockel durch ihre Namen bezeichnet. In den Flügeln stehen links die Heiligen Martin, Dorothea (verloren) und Margareta, rechts die Heiligen Katharina, Barbara und Sebastian. Die Heiligenfiguren sind durch ihre - erneuerten - Attribute gekennzeichnet, von den ehemals ebenfalls vorhandenen Namensbeischriften sind nur noch Fragmente vorhanden. >Inschriften: >Am Schrein oben: ALTATA ES SANCTA DEI GENITRIX SVPER CHOROS ANGELORVM AD CELESTIA REGNA (Erhöht bist Du, heilige Mutter Gottes, über die Chöre der Engel zu den himmlischen Reichen.). Antiphon aus dem Offizium zur Feier des Festes Mariae Himmelfahrt. Am Schrein oben: OMNI LAVDE DIGNISSIMA QVIA EX TE ORTVS EST SOL IVSTICIE CHRISTVS DEVS N(oste)R (In jeder Lobpreisung die Würdigste, weil durch dich geboren ist die Sonne der Gerechtigkeit, Christus, unser Gott.). Responsorium aus dem "Officium parvum beatae Mariae". Am rechten Flügel an der Innenseite oben: A(nno) DOMINI 1499 COMPLETVM EST (Im Jahre des Herrn 1499 ist (dieses Werk) vollendet worden.) Auf den Sockeln der Heiligenfiguren des Schreins: S. Johannes Evang(elista) und S. Michael Archang(elus). Am linken Flügel an der Außenseite in den Spruchbändern: AV(e) GRACIA PLENA D(omi)N(u)S TECV(m) (Sei gegrüßt, du Gnadenreiche, der Herr sei mit Dir.). ECCE ANCIL(la) DOMINI FIAT MICHI SECVN(dum) VERBV(m) TVVM (Siehe die Magd Gottes; mir geschehe nach deinem Wort.). In dem Buch: Et virgo concipiet et pariet filium & vocabitur nomen eius emanuel. butiru(m) et mel (c)omedet ut sciat rep(ro)bare malum et eligere bonum (Und eine Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären, der mit Namen Emmanuel geheißen wird, und er wird Butter und Honig essen, damit er das Böse zu verwerfen und das Gute zu erwählen wisse.), Jesaias 7, 14. Künstlerinschrift an der Rückwand des Schreins hinter der Mittelgruppe: Anno dm m° cccc° Ixxxx ix c(om)plet(u)m e(st) in gottinge(n) p(er) me bartoldus Kastrop de northn. (Im Jahre des Herrn 1499 vollendet in Göttingen durch mich, Barthold Kastrop aus Nörten.)
Literatur:
Jens-Uwe Brinkmann, Informationen zur Kunstgeschichte des Städtischen Museums Göttingen, 1998. - H.W.H. Mithoff, Kunstdenkmale und Alterthümer im Hannöverschen, 2. Bd.: Fürstenthümer Göttingen und Grubenhagen, Hannover 1873, S. 61. - R. Engelhard, Beiträge zur Kunstgeschichte Niedersachsens, Duderstadt 1891, S. 14. - M. Heyne in: Protokoll über die Sitzungen des Vereins für die Geschichte Göttingens 1894/95, Göttingen 1895, S. 81/82. - B. Crome, Städtisches Museum 1, Führer durch die Altertumssammlung, Göttingen 1919, S. 24. - L. von Weiher, Städtisches Museum Göttingen, Führer durch die Abteilung Kirchliche Kunst 1, Die Werke des Mittelalters bis zum Ende der Reformationszeit, Göttingen o. J. (1957), S. 21/22, 24. - W. Hellige, Der Geismarer Marienaltar, Ein frühes Werk des Göttinger Meisters Bartold Kastrop, in: Göttinger Jahrbuch 1970, S. 65-69. - W. Arnold, Die Inschriften der Stadt Göttingen, München 1980, Die deutschen Inschriften Bd. 19, S. 88/89. - H-G. Gmelin, Spätgotische Tafelmalerei in Niedersachsen und Bremen, München/Berlin 1974, S. 516-518.
B. Crome, Städtisches Museum 1, Führer durch die Altertumssammlung, Göttingen 1919, S. 27. - S. Salzmann, Städtisches Museum Göttingen, Führer durch die Abteilung Kirchliche Kunst, Heft 2, Die Werke der Neuzeit bis zum Ende des Rokoko, Göttingen o. J., S. 23, 24 u. 26.
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